Hallo, ich bin Wotan

Herrchen meint, daß ich jetzt die Geschichte weiter erzählen soll.

Hm, habe ich aber noch nie gemacht.

"Na mach schon Wotan, du kannst das, bist ja sonst nicht so zurückhaltend."

Naja, wenn du meinst, dann will ich mal erzählen.

Mal vorneweg, so wild, wie die sagen, bin ich eigentlich gar nicht, oder sehe ich so aus?

Für mich beginnt die Geschichte im Oktober 98.

Eines Nachts haben mich die Menschen, bei denen ich bis dahin lebte, ohne Skrupel und ohne auch nur eine Nachricht zu hinterlassen in den Auffangzwinger des Tierheimes Saarbrücken gesteckt. Da saß ich nun, und verstand die Welt nicht mehr. Was hatte ich getan, daß man mich einfach abschob.

Ihr könnt euch vorstellen, daß ich am Morgen, als ich die viele fremde Menschen sah, nicht gerade gut gelaunt war.

Plopp, und schon ist man ein Wilder. Na ja , verstehen kann ich die Tierheimleute schon. Ich bin ja nicht gerade schwächlich, erzogen war ich damals noch nicht, und somit hatten die Leute aus dem Tierheim schon alle Hände voll zu tun um mich umzuquartieren.

Im nachhinein muß ich sagen, die Leute im Tierheim, die sich um mich und meine Leidensgenossen kümmern, waren schon sehr nett. Nur war ich ein Hund von Vielen . Und die wenigen Mitarbeiter im Tierheim müssen sich natürlich um alle Tiere kümmern.

Zum Glück gibt's da noch die sog. Ehrenamtlichen.

Um mich kümmerte sich insbesondere ein Andreas, etwas dünn, aber sehr nett und treu. Fast jeden Tag ist er in meiner Tierheimzeit mit mir spazieren gegangen. Doch diese Spaziergänge sind immer viel zu schnell vorbei. Und dann ist es langweilig und man fängt an sich mit den Kollegen in den Nachbarzwingern zu streiten. Und ich war da immer kräftig dabei.

Aber ich bin halt ein junger "Wilder" und brauche eigentlich den ganzen Tag Beschäftigung und vor allem Schmuseeinheiten.

So wie hier, wo ich erfolgreicher Jagd nach meinem Tau, ausgiebig den Bauch gekrault bekomme, was ich über alle Maße liebe.

Das konnte man mir im Tierheim, in dem Maß wie ich es brauche nicht geben.

So ist mir dann auch das Leben im Zwinger mächtig auf den Magen und de Darm geschlagen.

Frauchen sagt immer ich sei ein Sensibelchen. Stellenweise hat sie da sicherlich recht.

Da saß ich nun schon 3 Monate hinter Gittern, Immer wieder kamen Menschen an meinem Knast vorbei, aber keiner nahm mich mit.

Bis zum Januar 1999, Andreas und ich kamen gerade vom Spaziergang zurück, und ich dachte mit Grauen schon wieder an die Zeit im Zwinger.

Da nahm ich auf einmal eine Witterung wahr, die ich bisher nicht kannte, die mir aber sehr gut gefallen hat. Als wir im Heim angekommen waren kniete da ein Mensch auf dem Boden. Von dem ging diese Witterung aus. Irgendwas war da , ich konnte es noch nicht einordnen. Aber es war ein gutes Gefühl. Deshalb bin ich auch direkt zu ihm gegangen. Wir verstanden uns auf Anhieb. Nur Frauchen hatte anfangs Bedenken. Ich sei ja so groß.

Doch Herrchen und ich waren uns direkt einig, und Frauchen würden wir schon überzeugen.

Die beiden kamen noch mehere Male die Woche und gingen immer mit mir spazieren. Ich habe mich natürlich von meiner besten Seite gezeigt, besonders Frauchen gegenüber, die ist übrigens auch eine ganz Nette. Nach dem dritten Spaziergang war dann alles klar, ich durfte schon mal im Auto Probesitzen, und am 9.01.99, genau eine Woche nach unserem ersten Treff, haben sie mich aus dem Tierheim mit in mein Neues Zuhause geholt.

Hier seht Ihr mich in meinem neuen Revier. Die haben sogar einen Garten, wo ich nach Herzenslust toben kann.

 

 

 

 

 

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